Student der Botanik
Noch eh’ im Lenz die Kühe grasen,
steck ich die Nase in den Rasen,
um Barbara und Kunigunde,
nebst Mädesüß zu dritt im Bunde
fürs Physikum zu präparieren.
Wenn laut die Lerchen jubilieren,
pflück ich mir noch Engelswurzeln,
damit nicht andre drüberpurzeln.
Und selbst die sternenscheuen Mieren
prüft ich verliebt auf Herz und Nieren.
So sorgt der Sommer ohne Mühen,
daß recht viel bunte Blumen blühen.
Da spreizt der Hahnenfuß die Blätter.
Der Wegerich wird immer fetter.
Der Löwenzahn zeigt seine Glatze.
Ich glaub, nun bin ich fehl am Platze.
Genug, daß ich den Herbst noch grüße.
Im Winter friert man an die Füße.
Drum schlag ich flink mir eine Brücke
zum nächsten Jahr und füll die Lücke
mit Eisgewächsen, Zimmertannen,
mit Enzian und Wein in Kannen.
Doch dann im Frühjahr - semper virens -
werd ich ein Opfer des Studierens,
muß ich doch fast mit allen Pflanzen
beim ersten Frühjahrstreffen tanzen!